Technische Daten :

Objektivart : Festbrennweite (Makro 1:1)
Brennweitenbereich : 150 mm
Offenblende : 1:2,8
Kleinste Blende : 1:22
Naheinstellungsgrenze : 38 cm
Filterdurchmesser : 72 mm
Gewicht : 1180 gr
Abmessungen : 79,6 mm (Durchmesser) / 150 mm (Länge ohne Streulichtblende)
Fokus : HSM / 3-stufig : FULL  / 53 cm – ∞ / 38 cm – 53 cm
Bildstabilisator : Ja

Ungefährer Strassen-Preis : ca. 900 € (Stand 2019)

Im Lieferumfang ist das Festbrennweiten-Objektiv mit den beiden Objektivabdeckungen, dazu noch die passende Streulichtblende (LH780-05) und Stativschelle (TS-21), einen Köcher und ein Streulichtblen-denadapter (HA780-01)

Ansicht schräg vorn
An Kamera
Seitlich ohne Streulichtblende
Seitlich mit Streulichtblende
Sämtliche Schalter
Fokussierbereichsskala

Mein persönlicher Erfahrungsbericht  (mit Vorgeschichte)  :

Um es vorwegzunehmen : Eine sehr gutes Objektiv !

Die kleine Vorgeschichte :

Mit meinem bisherigen 100mm Makroobjektiv von Canon war und bin ich bisher sehr zufrieden und es wird für bestimmte Zwecke auch immernoch häufig verwendet.

Mein 65mm Lupenobjektiv (MP-E) ist eine etwas andere Kategorie und kommt hauptsächlich beim Focus-Stacking zum Einsatz, gelegentlich auch mal in freier Natur für Freihand- oder Stativaufnahmen im Makrobereich.

Für diesen Freihand-Makrobereich wollte ich mir aber noch zusätzlich ein anderes Makroobjektiv zu-legen welches mir auch andere Möglichkeiten der Freistellung und Bildwirkung erlaubt.

Der etwas grössere Motivabstand den man mit längeren Brennweiten einhalten kann war dabei auch ein zusätzlicher Kaufgrund.
Es blieben also nur noch die Makroobjektive mit 150mm und 180mm übrig, andere oder längere Brennweiten für Makro gibt es auf dem Markt (momentan) nicht.
Das sehr gute 180´er Makro von Canon interessierte mich sehr, gleichzeitig aber auch das (damals neue) 150´er Makro von Sigma wegen seines Bildstabilisators.

Zu diesem Zeitpunkt stand auch noch das neue 180´er Makro von Sigma in den Startlöchern, bei diesem Objektiv schreckte mich jedoch das enorme Gewicht ab.

Grösse und Gewicht spielen aufgrund des Handlings bei der Freihand-Makrofotografie natürlich eine wesentliche Rolle…wer möchte schon mit über 1,6 Kilo Objektivgewicht plus Kamera auf Insektenjagd gehen !

Das Objektiv wäre damit sogar schwerer als mein damaliges Telezoom (100-400mm) und das ist auch schon nicht allzu angenehm wenn man es dauernd in der Hand hält, geschweige denn damit auf Insek-tenjagd gehen würde.

Nach tagelangen Recherchen und persönlichen Abwägungen stand für mich fest das es das 150´er Sigma mit Bildstabilisator sein muss welches ich mir als zusätzliches Makroobjektiv zulegen wollte !

…also gekauft !

Meine Eindrücke und Erfahrungen mit dem 150´er Sigma :

Nach den ersten Handling- und Fokussiertests zu Hause war ich erstmal geteilter Meinung, die ganze angesammelte Euphorie legte sich erstmal wieder.

Bei neuen Dingen bin ich auch immer sehr kritisch und suche regelrecht nach irgendwelchen Schwach-punkten und wie wir alle wissen, wer danach sucht findet auch welche.

Zum Beispiel den 3-fach einstellbaren Fokussierbereich !

Muss man das wirklich in ganze 3 einzustellende Bereich produzieren ? Das sind doch für den Anwender schon fast zuviel Einstellungsmöglichkeiten, bei anderen Herstellern reichen doch 2 Bereiche auch völlig aus (z.B. naher Makrobereich und dann alles was darüber ist).

Zudem ist die Schaltbarkeit der kleinen Schiebeschalter relativ schwergängig. Das hat zwar den Vorteil das sich nichts verstellt wenn man mal unabsichtlich drankommt, hat aber auch den Nachteil das man durch den erhöhten und benötigten Krauftaufwand gern mal den Schalter bis zum übernächsten Be-reich schiebt wo man garnicht hinwollte. Passiert zwar nicht oft, aber doch schon mal…

Der Grund für die 3 Bereiche ist sicherlich die Übersetzung des Fokussiermotors. Damit der schnelle Ultraschallantrieb nicht durch den gesamten Fokussierbereich fahren muss, also von 38cm bis Un-endlich, hat man die Bereiche unterteilt und sicherlich mit entsprechend kürzerer oder längerer Über-setzung konstruiert.

Bei dem einen Fokussierbereich (FULL), der das gesamte Spektrum abdeckt, kann man dementsprech-end auch keine Hochleistungsergebnisse in Form von Präzision im Nahbereich erwarten (hier kann der Fokus sicherlich mal um ein paar zehntel Millimetern danebenliegen weil die Übersetzung dafür ver-mutlich zu grob ist).

Gerade bei Makroobjektiven ist eine präzise und fein abgestufte Fokussierung im Nahbereich sehr wichtig, von daher wäre ein einziger Fokussierbereich der das gesamte Spektrum (komplette Entfer-nung) abdeckt viel zu grob und würde den Fokusantrieb in Sachen Feinheit überfordern.

Alles in Allem hätte ich mir hier “nur” 2 Einstellbereiche gewünscht und nicht die Unterteilung :

1. FULL (Gesamtes Spektrum)
2. 53cm – ∞ (Nahbereich bis unendlich)
3. 38cm – 53cm (Nahgrenze bis Nahbereich)

Kurz und gut  zum Fokus : Der HSM-Fokus ist sehr leise und auch sehr schnell !

Die Trefferquote liegt bei geschätzen 80% ……es gab halt auch mal einen leichten Fehlfokus der ein paar zehntel Millimeter daneben lag aber auch auf die unterschiedlichen Lichtverhältnissen zurückzuführen ist da ich diese Sache eben nicht unter Laborbedingungen getestet habe sondern beim Fokussieren auf die unterschiedlichsten Dinge bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen angewandt habe (eher praxis-bezogene Fokussierung).

Die mitgelieferte Stativschelle ist bei mir immer am Objektiv dran und bei Freihandaufnahmen liegt es auch besser in der abstützenden Hand.

Das Ganze (Kamera + Objektiv) ist somit griffiger als wenn man sie abmacht und ohne Stativschelle auf Insektenjagd geht.

Beim Einsatz eines Stativs wird und sollte natürlich die Stativschelle verwendet werden sodass alles gut ausbalanciert ist und der Bajonettverschluss der Kamera nicht zu stark belastet wird.

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Zum Test allgemein :

Anfangs hatte ich mehrere Fokussier- und Schärfetests mit irgendwelchen aufgestellten Motiven durch-geführt und musste mich wohl erstmal an diese Linse gewöhnen.

Wenn man vorher nur das Canon-Fokussiergeräusch samt Fokussierverhalten gewöhnt war ist der Sigma HSM (gegenüber dem Canon-USM) doch schon irgendwie “anders”, was aber wirklich nur ein reiner subjektiver Eindruck ist und nichts mit der eigentlichen Leistung ansich zu tun hat.

All diese Tests hatte ich im direkten Vergleich mit dem 100´er Makro von Canon gemacht, da hatte es das Sigma auch wirklich nicht leicht…

Nach etlichen späteren Direktvergleichen wo ich bei identischen Aufnahme-Parametern unterschied-liche Testcharts (unter Berücksichtigung der Brennweite/Entfernung) und anderen aufgestellten Mo-tiven ablichtete, verglich ich die Aufnahmen am PC bei 100% Vergrösserung (100%-Crop) solange, bis ich nur noch Sternchen sah !

Kurz und gut zur Abbildungsleistung :

Wenn man nun wirklich mit der Lupe unter Laborbedingungen die Abbildungsleistung beider Objektive vergleicht liegt das 100mm Canon eine minimale Nasenlänge vorn (bei Schärfe und Kontrast).

Aber : Unter “normalen” Bedingungen wie z.B. in der Natur oder bei normalen Aufnahmen wo man keine Testcharts abfotografiert wird man diesen wirklich minimalen Abbildungsunterschied niemals merken, vor allem nicht wenn man das 100mm Canon als Direktvergleich zur Hand hat.

Davon mal abgesehen hat aber auch das 100mm Canon im Direktvergleich mit dem “MP-E 65mm/2,8” in genau den gleichen Disziplinen minimal bei meinen Tests verloren (bei 1:1 versteht sich).

Dadurch ist es schliesslich auch keine schlechte Linse geworden !

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Der Bildstabilisator ist wie bei vielen anderen Herstellern auch in 3 Bereiche eingeteilt :

AUS / KOMPLETT STABILISIERT / FÜR MITZIEHER und arbeitet hervorragend, macht dafür aber ein paar ungewöhnliche Geräusche an die man sich auch gewöhnen muss (anfangs dachte ich : kaputt ?)
 
Drückt man den Auslöser der Kamera halb durch, aktiviert sich der Stabi und das Bild ist im Sucher nach ca. 0,5 Sekunden sehr gut stabilisiert.
Hierbei hört man ein Aktivierungsgeräusch welches sich anhört wie ein *grrrrrrrrrt – tick*

Beim Loslassen des Auslösers oder nach der Bildauslösung hört man dann nach ca. 1 – 1,5 Sekunde auch wieder das ungewöhnliche Geräusch nur ohne ein *tick* am Ende, also nur……*grrrrrrrt*

Ist also etwas gewöhnungsbedürftig aber dadurch höre ich halt das “er” noch funktioniert 🙂

Die Stabilisierung ist laut Sigma bis zu 4 Belichtungsstufen stark oder beruhigt.
Im Nah- oder Makrobereich dafür aber nicht mehr so effektiv und vielleicht je nach Motivabstand nur noch um 1 – 2 Belichtungsstufen beruhigt, was aber immer noch Vorteile bei Freihand-Makroaufnahmen bringt.

Die Einstellung für die komplette Bildstabilisierung ist in der Mitte bei 1 zwischen OFF und 2 wobei die Stellung 2 für die “Mitzieher” gedacht ist.

Für das Betätigen inklusive Gängigkeit dieses Schiebereglers gilt dasselbe wie bei dem Schalter für den Fokussierbereich (wie oben beschrieben).
Auch weist Sigma in der Bedienungsanleitung darauf hin das der Bildstabilisator beim Ausschalten der Kamera, bzw. beim Objektivwechsel, immer auszuschalten sei damit keinerlei Schäden an der Elektronik entstehen !

Kurz und gut zum Bildstabilisator : Er funktioniert sehr gut, wenn auch mit gewöhnungsbedürftigen Geräuschen und im Makrobereich nicht mehr mit voller Leistung, möchte ihn also nicht missen !

 

Mein FAZIT :

Kann zum Schluss wirklich sagen das Sigma da eine hervorragende Makrolinse hergestellt hat die ihr Geld wert ist, ein Fehlkauf war es absolut nicht !

Die vielen Ergebnisse der Objektivtests aus Internet und Fachzeitschriften die man zu diesem Objektiv lesen kann konnte ich am Ende also selber ganz gut bestätigen.

Meine Insektenjagd in freier Natur hatte ich zu der Zeit zu 80 % mit dem Sigma gemacht weil ich hier auch einen etwas grösseren Abstand zu scheuen Insekten wie z.B. Fliegen einhalten konnte und das Objektiv mit Stativschelle samt Kamera gut ausgewogen mit beiden Händen zu halten war (gutes Hand-ling).

In Situationen wo ich den Ringblitz verwende greife ich wieder zum 100´er Canon weil dort der Ringblitz schnell draufgeklickt ist, das funktioniert bei dem Sigma leider nicht.

Ansonsten ist das Objektiv natürlich auch für Aufnahmen ausserhalb der Makrowelt mehr als tauglich. Mit 150mm Brennweite  und einer Offenblende von 2,8 kann man damit sehr gut Motive freistellen.

Makroobjektive eignen sich mit ihrer hervorragenden Schärfe und Abbildungsleistung nicht umsonst sehr gut für die Portraitfotografie.